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Rückblick: „Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit im Vermessungswesen“ am 14.03.2016 in Frankfurt am Main
Rund 130 Teilnehmer konnte Dipl.-Ing. Monika Przybilla, Arbeitskreisleiterin des AK 1, im Saalbau Gutleut in Frankfurt im Namen des DVW-Arbeitskreises 1 "Beruf" und des DVW Hessen e.V. begrüßen. Nach Grußworten von Dipl.-Ing. Susann Müller, der Stellvertretenden Vorsitzenden des DVW Landesvereins Hessen referierte Dipl.-Psych. Klaus Schubert von der Fachberatung für Arbeitssicherheit in Münzenberg über die Grundlagen der Gefährdungsbeurteilung und Risikobewertung. Er betonte, dass Arbeitsschutz Chefsache sei und eine gute Arbeitssicherheitsorganisation eine große Herausforderung darstellt. Dabei gilt es, die Mitarbeiter als Experten der Praxis gut einzubinden. Für Schubert ist es wichtig, die Gefahren an der Quelle zu beseitigen und die Mitarbeiter regelmäßig zu unterweisen.
Mit trockenem Juristenhumor berichtete Dr. Klaus Gregor, Richter a.D. am Landgericht Würzburg, über die rechtliche Verantwortung nach einem Arbeitsunfall. Aus seiner Sicht steht hinter dem Begriff Arbeitsschutz die „Arbeit“ für den Vorgesetzten und der „Schutz“ der Mitarbeiter. Zuerst sind, nach Ansicht von Dr. Gregor, die Mitarbeiter auf einen hohen Wissensstand im Arbeitsschutz zu bringen, damit möglichst wenige Unfälle passieren können. Sollte es dennoch dazu kommen, wird vor Gericht „gekegelt“ - so nannte der lockere Jurist die Suche nach Verantwortlichen. Die Frage nach dem „Vorderholz“, also dem ersten Kegel, der getroffen wird, stehe dabei im Vordergrund. Fällt der erste Kegel, geht es „in die Vollen“ und das Risiko steigt, dass auch die nächsten Vorgesetzten mit in die Verantwortung gezogen werden und somit zu einer „Bande“ werden.
Nach der Kaffeepause informierte Dipl.-Ing. Horst Werner von WEMA Management in München über Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Man muss die Tücken eines Büroarbeitsplatzes kennen, um langjährige gesundheitliche Belastungen vermeiden zu können. Es kommt nicht nur auf die richtigen Bürostühle an, sondern die richtige Einstellung ist mindestens ebenso wichtig. Somit wird deutlich, dass der Mensch der Schlüssel für einen gesunden Arbeitsplatz ist.
Den Mensch im Fokus hatte auch Dr. med. Dipl.-Psych. Helmut Feth mit seinem Referat über psychosomatische Belastungen und Burnout am Arbeitsplatz. Der in Metzingen tätige Facharzt für Arbeitssicherheit berichtete von Stresssituationen in der Menschheitsgeschichte von den Höhlenmenschen bis zum „Homo Mc Donaldis“. Während unsere Vorfahren aufgrund äußerer Bedingungen Stress erlebten, haben wir diesen heute sogar in der Freizeit. Schneller, höher, weiter gilt schon längst nicht mehr nur am Arbeitsplatz. Er appellierte daran, sich im Nichtstun zu üben. Anstelle einer Work-Live-Balance hält er es für wichtiger, den Körper, den Beruf, die Familie und die Frage nach dem Sinn in eine Einheit zu bringen. Präventiv empfiehlt Feth, für eine gute Teamarbeit und Wertschätzung der Mitarbeiter zu sorgen.
Am Nachmittag wurde das Seminarthema aus geodätischer Sicht von Fachkollegen präsentiert. Dipl.-Ing. Klemm berichtete aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Mitarbeiter der Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement in Darmstadt über Arbeitssicherheit bei Straßenbauvermessungen. Von den gesetzlichen Grundlagen über die Unterweisung der Mitarbeiter bis hin zu konkreten Unfallereignissen konnte er einen großen Bogen spannen. Klemm gab Hilfestellung, wie Fahrzeuge gekennzeichnet werden und welche Qualität Warnkleidung haben soll. Außerdem überraschte er alle Teilnehmer mit dem Aufruf, für das Warnschild „Achtung Vermessung“ ein international verständliches Symbol zu entwerfen. Dies fehle schon lange und bisher konnte kein Entwurf überzeugen.
Teilnehmer beim Seminar Arbeitsschutz/Arbeitssicherheit im Vermessungswesen (Foto: Thomas Meyer, AK 1)
Referenten des Seminars Arbeitsschutz/Arbeitssicherheit im Vermessungswesen (Foto: Thomas Meyer, AK 1)
Dipl.-Ing. Uwe Kösterke vom Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen stellte die Gefährdungsbeurteilung im Vermessungswesen vor. Da es keinen hundertprozentig risikofreien Arbeitsplatz gibt, müssen die Beschäftigten über das Restrisiko unterrichtet werden. Dabei sollen die Gefahrenbeurteilungen nicht aus Pflichtbewusstsein durchgeführt werden, sondern weil man Verbesserungspotentiale aufdecken möchte. Hierzu gehört es auch, die richtigen Fragen zu stellen.
Im weiteren Verlauf stellte Dipl.-Ing. Holger Hustedt von der NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH Frankfurt Arbeitssicherheit bei Dienstleistungen im Bereich Netze und Leitungsaufmaß vor. Vermessungen von Versorgungsleitungen müssen unter Baustellenbedingungen sicher und präzise erledigt werden. Die Herausforderungen an die Mitarbeiter sind dabei enorm. Zum Arbeitsschutz stellte Hustedt den 3-Punkte-Plan (3PP) vor. Hierbei wird vor Beginn der Arbeiten der Arbeitsablauf, die Gefährdung und die Schutzmaßnahmen/Verhaltensregeln aufgestellt und mit den Mitarbeitern besprochen. Hustedt sieht eine zunehmende Bedeutung der psychischen Belastungen und des demographischen Wandels für die Gefährdungsbeurteilung.
Den Abschlussvortag hielt vertretungsweise nochmals Klaus Schubert. Er behandelte Sonderthemen der Arbeitssicherheit im Bau- und Vermessungswesen und stellte den Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator „SiGeKo“ vor. Insbesondere auf die Gefahren bei Tätigkeiten mit Lasern, auf Leitern und Gerüsten wies er hin. Schubert mahnte zur besonderen Sorgfalt im Umgang mit Gefahrenstoffen und empfahl den Seminarteilnehmern die BG-Regel „Vermessungsarbeiten“ der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau). Außerdem legte er allen Teilnehmern nahe, bei festgestellten Risiken stets Sofortmaßnahmen zur Abhilfe zu treffen.
In ihrem Schlusswort fasste Monika Przybilla den Tag zusammen, bedankte sich bei den Referenten und stellte in Aussicht, dass eine dritte Veranstaltung mit diesem Thema 2017 in Bremen stattfinden könnte.
Thomas Meyer