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Hansen-Buchpreis
Jahresfachtagung und 30. ordentliche Mitgliederversammlung in Jena
In diesem Jahr fand am 29. März die Jahresfachtagung und Mitgliederversammlung des DVW Thüringen in der Universitätsstadt Jena statt. Circa 80 Vereinsmitglieder und interessierte Gäste nutzten das Angebot und fanden sich im Plenarsaal des historischen Rathauses am Markt ein.
Für den erkrankten Landesvorsitzenden Dirk Mesch eröffnete der zweite Vorsitzende Claus Rodig die Veranstaltung und begrüßte die Teilnehmer. Er würdigte insbesondere die Aktivitäten der Thüringer im DVW e.V. So ist der Landesverein in der neuen Periode 2019 – 2022 der DVW-Arbeitskreise mit sieben Mitgliedern vertreten.
Nach den einleitenden Worten stellte Oberbürgermeister Thomas Nitzsche den Anwesenden die aufstrebende Stadt Jena mit derzeit 111.000 Einwohnern sowie knapp 24.000 Studierenden an der Friedrich-Schiller-Universität und an der Fachhochschule vor.
Ein weiteres Grußwort überbrachte Andreas Minschke, Abteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Er ging auf die Verwaltungsreform mit Bildung des Thüringer Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation zum 1. Januar 2019 ein, bei der Flurbereinigung und Flurneuordnung mit den Aufgaben von Vermessung und Geoinformation zusammengelegt wurden. Er betonte außerdem die Anstrengungen der Landesverwaltung bei Digitalisierung und E-Government. Darüber hinaus würdigte er die Aktionen zur Nachwuchsförderung und die Veranstaltung zum Tag der Geodäsie in Gotha am 24. Mai dieses Jahres, wo der DVW Thüringen jeweils einen großen Teil der Unterstützungsarbeit leistete.
Vor dem Einstieg in die Fachvorträge war es dem Vereinsvorstand eine besondere Freude, den beiden Auszubildenden Anne Kurtz und Marces Bergmann den Hansen-Buchpreis des DVW Thüringen e. V. zu überreichen. Dieser wird für herausgehobene Leistungen in der Berufsausbildung vergeben.
Der Einstieg in den Vortragsblock oblag dann Michael Osterhold (DVW-Arbeitskreis (AK) „Geoinformation und Geodatenmanagement“ mit dem Titel: „Wert von Geoinformation - Fakt oder Fake?“ Neben allgemeinen Ausführungen zu den Aufgaben und Leistungen unseres Vereins stellte er die Ergebnisse zur Thematik vor, die eine Arbeitsgruppe des AK in der letzten Arbeitsperiode erarbeitet hat (siehe auch Kany et al. „Wert von Geoinformation“ zfv 6/2018, Seite 390).
Nach einer kleinen Pause mit kollegialen Gesprächen folgte der zweite Fachvortrag mit der Überschrift: „Raumfahrt aus Jena – Schlüsseltechnologie und Innovationstreiber für die Welt von morgen“ von Dietmar Ratzsch, Geschäftsführer der Jena-Optronik GmbH (JOP).
Die Raumfahrt hat in Jena eine lange Tradition. Bereits in den 1970er Jahren erlangte die hier entwickelte Multispektralkamera große Anerkennung. Ein voller Erfolg war ebenfalls die Rosetta-Mission dank der Linsentechnologie von JOP. Heute stellen sich neue Fragen: Wie sehen die Umwelt- und Klimaverhältnisse in 10, 50 oder 100 Jahren aus? Was ist an globaler Mobilität und Kommunikation morgen möglich? Besiedeln die Menschen neue Planeten? oder Wo sind die Grenzen unseres Universums?
Produkte der Jena-Optronik GmbH helfen bei der Beantwortung dieser Fragen und sind Teil spektakulärer Missionen. Zum Einsatz kommen verschiedene Produktfamilien im Bereich der Sensortechnik und opto-elektronische Komponenten/Subsysteme, die insbesondere bei den Themen Erdbeobachtung und Meteorologie helfen, unseren Heimatplaneten zu erkunden, zu vermessen und zu verstehen und Handlungsoptionen für (politische) Entscheidungsträger aufzuzeigen. Auch beim Erdbeobachtungssystem Copernicus kommen in den Sentinel-Satelliten Komponenten von Jena-Optronik zum Einsatz.
Den dritten Fachvortrag mit dem Titel „Bodenbewegungskataster: Mit Copernicus-Satelliten Bewegungen detektieren – ein Werkstattbericht“ präsentierte Dr.-Ing. Jens Riecken von der Bezirksregierung Köln. In seiner Eigenschaft als Vizepräsident des DVW e.V. überbrachte er vorab herzliche Grüße des Präsidiums.
In Nordrhein-Westfalen bewirken insbesondere der Steinkohleberg- und der Braunkohletagebau großflächige, anthropogen verursachte Bodenbewegungen mit unmittelbaren Auswirkungen auf den geodätischen Raumbezug. Mit dem im Aufbau befindlichen Bodenbewegungskataster NRW zeigt die Verwaltung basierend auf den terrestrischen Referenzdaten der Landesvermessung den Nutzen der Radarinterferometrie zur Detektion und zum Monitoring großräumiger Vertikalbewegungen. Als Ergebnis wird ein neues Produkt der Landesvermessung NRW im Rahmen der gesetzlichen Aufgaben definiert.
Riecken zeigte zu diesem Projekt erste Ergebnisse aus der Region Rechter Niederrhein / Nördliches Ruhrgebiet, die zu der Hoffnung berechtigen, dass durch den gewählten integrativen Ansatz und Methodenmix die Vorteile der einzelnen Beobachtungsverfahren (GNSS und Nivellement: hohe Genauigkeit absoluter Höhen; Laserscanning und Radarinterferometrie: hohe Flächen- und zeitliche Verfügbarkeit) positiv verbunden werden können. Neben der besseren Erfüllung des gesetzlichen Auftrags wird zukünftig auch eine erhöhte Wirtschaftlichkeit durch die Reduzierung kostenintensiver Feinnivellements erwartet.
Der Vortrag stellte die ideale Verknüpfung zum vorangegangenen Beitrag dar, in dem hier praktische Anwendungen der Weltraumtechnik im Bereich der Geodäsie vorgestellt wurden.
Nach dem Ende der Jahresfachtagung und einer Mittagspause schloss sich am gleichen Ort die 30. ordentliche Mitgliederversammlung des DVW Thüringen an. In Anwesenheit von knapp über 30 Vereinsmitgliedern wurden zuerst die regelmäßigen Themen wie Bericht des Vorstandes, dessen Entlastung und der Haushalt des aktuellen Jahres behandelt. Da in diesem Jahr keine Wahlen stattfanden, schloss sich wie in jedem Jahr die Information der Vereinsmitglieder über die Tätigkeiten der DVW-Arbeitskreise durch die dort vertretenen Thüringer Kollegen an. Mit den Ehrungen für langjährige Vereins- sowie frühere AK-Mitglieder und dem Ausblick auf die für dieses Jahr geplanten Aktivitäten endete die Versammlung.
Michael Osterhold, Erfurt
Blick in den gut gefüllten Plenarsaal im historischen Rathaus in Jena (Foto: DVW Thüringen e.V.)
Der Gewinner des Hansen-Buchpreises Marces Bergmann bekommt von Schatzmeisterin Katharina Koch Urkunde und Blumenstrauß überreicht; im Hintergrund die zweite Preisträgerin, Anne Kurtz. (Foto: DVW Thüringen e.V.)


